Gerichtsvollzieher

Besuch der Gerichtsvollzieherin, 23.12.1999,  einen Tag vor Heilig Abend

Am Vorabend, 22.12.99 sollte ich bei meinen Eltern schlafen. Sie machten sich Sorgen und sie meinten, ich ich sollte bloß nicht alleine in meine Wohnung gehen….

Am 23.12.99, vormittags, klingelte das Telefon, mein Tante war am Apparat, völlig erstaunt: “ Katrin, was machst Du denn da, bist Du alleine. Du kannst doch nicht allein in Deiner Wohnung bleiben…“

Ca. eine halbe Stunde später klingelte es an der Tür. Angst und Panik trieben mich an, von „normaler“ Neugier gepackt, am Fenster nachzusehen. An der Eingangstür standen 9 Leute, die ich nicht kannte. Sie klingelten überall, so lange, bis ihnen irgendjemand im Haus die Tür öffnete.

Dann standen sie direkt vor meiner Wohnungstür. Sie klingelten. Immer wieder. Es kam mir vor wie Ewigkeiten und Sekunden zugleich. Angst machte sich breit. Ich hatte das Handy in der Hand – aber ich wußte nicht, wie es funktionierte oder gar welche Nummer ich anrufen sollte.
Mein Kopf war leer…

Irgendwann öffnete ich die Tür.
Eine Frau, die sich als Gerichtsvollzieherin bezeichnete, sagte ziemlich barsch, ich solle sie in meine Wohnung lassen. Ich weigerte mich, sagte ihr, ich wolle nicht, daß sie meine Wohnung betritt, auch ob sie einen Durchsuchungsbefehl hätte.
Im gleichen Moment, da sie mir mit ja antwortete (einen angeblichen Durchsuchungsbefehl habe ich bis heute nicht gesehen) schmiß sie die Tür auf und verschaffte sich Zutritt, den ich durch mich selbst versuchte zu verhindern. Vergebens.
Ich machte die Tür zu und sagte, ich will nicht, daß die anderen, sie hatte 8 Gehilfen bei sich, wie sich herausstellte auch einen Schlosser…, meine Wohnung betreten.
Sie rannte in meiner Wohnung rum, suchte…ich fragte, was sie denn suche, sie meinte;

Die Kinder.

Ich teilte ihr mit, sie seien nicht da. Auf barsche Nachfrage, sagte ich, diese seien mit meiner Mutter unterwegs in der Stadt.
Die Gerichtsvollzieherin meinte, ich solle mir was anziehen und sie begleiten, die Kinder zu suchen. Ich lehnte strikt ab und darauf fragte diese, wann ich die Kinder zurückerwarte.
So gegen halb 6, zu den Teletubbies….Daraufhin „einigten“ wir uns, daß abends jemand die Kinder holen solle…

Als sie ansprach, dem KV Bescheid zu sagen, meinte ich zu ihr, daß es ja wohl das mindeste sei, daß er selbst seinen Hintern herbewege und seine Kinder holt, diese wollen sowieso nicht mit ihm gehen.
Daraufhin sagte sie zu mir, er müsse dann halt zu zweit kommen, das wäre bestimmt besser.
Ich meinte; Ja. Sicher, für zwei Kinder braucht man zwei Erwachsene, damit diese die Kinder ja auch festhalten und gegen ihren Willen verschleppen könne – alles ja ach so ganz legal.

18 Uhr sollten die Kinder geholt werden.

Das es dazu nicht mehr kam, zeigt meine Geschichte als solches.
Als die Gerichtsvollzieherin und ihre 8 Gehilfen weg waren, lief ich in meiner Wohnung rum, mein einziger Gedanke; jetzt ist es soweit, das, was mir schon lange Angst machte und im Kopf rumschwirrte, verwirklichte sich. Jetzt und hier.
Ich nahm meinen kleinen schwarzen Rucksack, lief durch meine Wohnung, packte das wichtigste ein, sah mich noch einmal um.

Die Plätzchen, ein paar Tage vorher mit meinen Kindern und Claudia gebacken und angemalt – sie lagen noch in der Küche ….alles, was ich für uns angeschafft, verändert, aufgehangen und somit die Wohnung wohnlich gemacht hatte, ich sah es einfach nurnoch mal an, denn ich wußte, ich sehe es so nie wieder.

Ich zog die Tür hinter mir zu, lief die Straße entlang zu unserem Treffpunkt.

Die Reise in den Wahnsinn begann!