Kommentar III

KOMMENTAR III
Stand der Dinge August 2004

Seit gut 2 Jahren habe ich keine News mehr veröffentlicht, ich habe meine Zeit ausschließlich meinen Kindern, meiner Familie gewidmet. In diesen 2 Jahren ist einiges „passiert“……

Bis Februar 2001 wurden wir von Freunden und Bekannten untergebracht und unterstützt. Hierfür möchte ich mich an dieser Stelle in aller Form bedanken.
Seit Februar 2001 hatten Alexander, Stefanie und ich unsere erste kleine Wohnung wieder für uns ganz alleine. Der Mietvertrag hierfür ging natürlich nicht auf unsere Namen, der Name am Klingelschild war ein anderer. Aber wir hatten unser eigenes kleines Reich. Alexander und Stefanie hatten all ihr Spielzeug wieder, ihre Betten, unsere Möbel, alles was uns vertraut war, all das, was wir in unserer Wohnung in Gera hatten. Diese Möglichkeit, eine eigene Wohnung zu haben, unsere Sachen wieder zu haben, all das verdanke ich vorallem meinen Eltern, die uns die ganze Zeit über, so gut es in ihren Möglichkeiten stand, voll und ganz unterstützt haben. Ich möchte mich auch auf diesem Wege ganz herzlich bei meinen Eltern für ihre Unterstützung bedanken. Ohne meine Eltern hätten meine Kinder und ich niemals so lange durchhalten können.
Auch unsere Freunde und Bekannten unterstützten uns, so gut sie konnten. Ohne all diese Unterstützung hätten wir drei es niemals so weit geschafft.
Also Danke an alle „Beteiligten“.

Ich möchte mich bei denen entschuldigen, die uns halfen, ohne zu wissen, worum es überhaupt wirklich ging, bei denen, die sich im Nachhinein eventuell ausgenutzt oder „betrogen“ fühlen. Ich wollte nichts dergleichen, wollte niemanden ausnutzen oder jegliches in dieser Art. Leider war es mir meist nicht möglich, wirklich alles bekannt zu geben, denn dann hätte ich uns drei gefährdet. Ich kann nur auf Verständnis der „Beteiligten“ hoffen und daß sie meine Entschuldigung annehmen.

Als wir unsere eigene Wohnung hatten, unser eigenes Zuhause, konnten wir wieder einigermaßen „normal“ leben. Wir drei haben unsere Zeit zusammen ausgiebig genossen, haben viel unternommen, waren meist auf Spielplätzen, haben versucht, das Leben so gut es ging zu meistern. Ich denke, daß wir das auch ganz gut hinbekommen haben.

Im Sommer 2001 lernte ich dann den Mann kennen, zu dem wir drei im Sommer 2002 zogen. Er ist sehr gut zu uns, mir ein treuer und liebevoller Mann und meinen Kindern ein ganz liebevoller Vater. Alexander und Stefanie sagen nicht nur Papa zu ihm, für sie ist es ihr Papa. Für mich ist es sehr schön zu beobachten, wie liebevoll meine Kinder und mein Mann miteinander umgehen. Somit haben meine Kinder auch eine normale Familie, in der sie sich wirklich wohl und geborgen fühlen.

Alexander und Stefanie sind im April 2002 in den Kindergarten gekommen. Alexander im Sommer 2002 in die Schule. Es war sehr schwierig, dies zu organisieren, um so mehr freute ich mich, daß ich es hinbekommen habe, meinen Kindern ein „normales“ Leben zu gestalten.
Natürlich gab es „Einschränkungen“, wir lebten halt anders, wir mußten uns überlegen, wem wir was erzählen, wie wir uns wo verhalten. Alles in allem ging es uns jedoch ganz gut, wir drei waren zusammen und das war und ist die Hauptsache. Kleine „Einschränkungen“ wie auch immer gelagert, hat jeder.

Im Sommer 2003 zogen wir vier gemeinsam in unser neues Zuhause nach Hamburg.

2003 haben wir geheiratet. Aufgrund des ganzen „Papierkrames“, der dafür erforderlich und (warum auch immer) notwendig ist, hatte ich einige organisatorische Probleme, denn ich stand ja noch immer in der Fahndungsliste. Somit gab ich Papiere zur Eheschließung ab, die nicht so ganz richtige Daten enthielten. Das war im März 2003. Seither hatte ich Angst, daß die ganze Sache im Rahmen der bürokratischen Überprüfungen der Papiere auffliegt.

Anfang 2004 fand ich einen Anwalt, dem ich mich anvertraute und mit dem in mehreren Gesprächen weitere Vorgehensweisen zur Selbststellung erörtert wurden. Er betreute mich in der Strafsache, ein anderer in der Familiensache. Beide Anwälte wurden tätig, erste Schriftsätze wurden vorgefertigt. Es war alles vorbereitet und am Montag, den 8.März fuhr mein Strafanwalt nach Bayern, um mit der Staatsanwaltschaft meine Selbststellung zu besprechen. Ein paar Tage später (ein Termin für Mittwoch oder Donnerstag sollte vereinbart werden) wollten wir gemeinsam (mein Strafanwalt und ich) zur Selbststellung nach Bayern fahren. Doch es kam anders…….

Am 9. März 2004 nachmittags standen vier Polizeibeamte im Auftrag des Standesamtes, bei dem wir heirateten vor der Haustür, um Unrichtigkeiten der Personalien zu überprüfen. Am 9. März 2004 wurden wir wieder legal.
So kurz und bündig das hier klingen mag, umso länger waren an diesem Tag die Sekunden. Ich konnte nicht mal mehr denken, meine Kinder sagten: „Mama, Du zitterst ja so.“ Ich hatte Angst, denn ich wußte nun nicht, was kommen wird.
Die Polizeibeamten, mein Mann und ich saßen dann gemeinsam in unserer Küche. Telefonisch mit meinem Strafanwalt in Kontakt, wurde dann entschieden: Ich gehe mit auf die Polizeiwache.
Ich packte ein paar Sachen in meinen Rucksack und verabschiedete mich von meinen Kindern und meinem Mann. Klare Gedanken konnte ich nicht fassen, denn ich wußte nicht, was auf Alexander und Stefanie zukommen würde, ich hatte einfach nur Angst um meine Kinder
.
Auf der Polizeiwache angekommen, besprach ich mit meinem Anwalt die weitere Vorgehensweise. Wir entschieden, daß ich mich jetzt und hier legitimiere, daß ich mich stelle. Mein Anwalt übergab dem Polizeibeamten einen abgelaufenen Reisepaß mit dem in der Fahndungsliste stehenden vorehelichen Namen. Der Beamte ging an seinen PC und da stand ich in der Fahndungsliste. Somit war für mich klar, daß ich dableiben muß, nicht nach hause zu Alexander und Stefanie kann.
Auf der Polizeiwache wurden dann noch entsprechende Papiere ausgefüllt (Geständnis usw.) und unterschrieben. Mein Anwalt verließ dann die Polizeiwache und ging zu uns nach hause. Er sagte zu meinem Mann: „Jetzt ist wohl der Zeitpunkt gekommen, daß Sie Urlaub nehmen sollten.“ Sie besprachen weitere Vorgehensweisen, denn nun wurden aus „der einen“ Sache zwei eigenständige. Einmal die Strafsache und zum anderen die Familiensache. Ich saß auf der Polizeiwache und wußte das, aber ich konnte nichts machen, ich „saß fest“.

Gegen 22 Uhr verließen 3 Polizeibeamte und ich die Wache. Man verbrachte mich zum Polizeipräsidium. Dort wurde ich in einen kleinen sehr unsauberen Raum eingeschlossen und wartete – worauf, daß wußte ich auch nicht. Irgendwann hörte ich dann den Schlüssel im Schloß und die Tür wurde geöffnet, ich wurde in einen anderen Raum verbracht. Dort wurden dann einige Bilder von mir gemacht und meine Fingerabdrücke wurden genommen. Ich wurde nach Kenntlichkeiten, wie Narben usw. befragt. Alles wurde in meiner neu angelegten Akte vermerkt. Jetzt war ich also registriert, neben allen anderen Verbrechern.
Danach wurde ich wieder in diese kleine Zelle verbracht und wartete, worauf wußte ich nicht. Irgendwann wurde die Tür wurde geöffnet. Ich mußte heraustreten und mit den Polizeibeamten mitgehen.
Wir verließen mit noch ein paar anderen Festgenommenen die Räumlichkeiten und bestiegen ein Polizeiauto mit sehr ungeräumigen Verwahrungsmöglichkeiten. Die Fahrt endete in der JVA Hamburg. Dort traf ich am 10.03.2004 um 0.00Uhr ein. Nach kurzer Personalienstandsbefragung wurde ich durch die Räumlichkeiten in meine erste Zelle im Gefängnis geführt. Ich krabbelte auf das freie Etagenbett, machte das Fenster weitmöglichst auf und „klebte“ die ganze noch verbleibende Nacht am Gitter. An Schlaf war nicht zu denken, mit meinen Gedanken war ich Zuhause, ich hatte Angst um meine beiden Kinder. Was wohl jetzt aus ihnen würde?

Die Stunden dieser Nacht wurden zu Ewigkeiten. Am Morgen wurde die Tür aufgeschlossen und geöffnet. Ich mußte mit der Beamtin mitkommen, ich hätte Haftprüfungstermin. Es ging durch mehrere Gänge in eine andere Zelle und ich wartete. Wartete stundenlang bis die Tür geöffnet wurde. Endlich traf ich meinen Anwalt. Zusammen gingen wir dann zur Haftrichterin. Sie sagte, daß ich nach Würzburg verschubt werden soll und somit stand fest, daß ich nicht nach hause darf, ich warten muß in der JVA Hamburg bis der Transport mit dem Schubbus nach Würzburg geht.
Das war für mich der Punkt, an dem alles für mich zusammenbrach, ich inklusive. Ich wurde wieder in die Wartezelle verbracht, weggeschlossen und wartete, wartete so lange, bis wieder der Schlüssel ins Schloß ging und die Tür geöffnet wurde. Danach verbrachte mich eine Beamtin in meine „neue“ Zelle, in der ich sehr viele Stunden der Ewigkeit zubrachte und wartete.

In Gedanken war ich Zuhause, machte mir Sorgen, was aus Alexander und Stefanie wird. Daß mein Mann sich liebevoll um meine beiden kümmert, das wußte ich. Was ich nicht wußte, war, ob und wann mein Ex-Mann, evtl. mit einem Beschluß zur Herausgabe der Kinder vor der Tür steht. Was würde aus Alexander und Stefanie werden? Ich hatte einfach nur Angst um meine Kinder. Es machte mürbe.
„Draußen“ drehten sich die Räder, während ich in meiner Zelle saß und wartete…. Unser Familienanwalt beantragte eine einstweilige Anordnung beim Gericht zum Verbleib der Kinder in Hamburg. Am Donnerstag, 11. März nachmittags erfuhr ich vom Anwalt, daß das Gericht die Fürsorge für Alexander und Stefanie auf das Jugendamt Hamburg übertragen hat. Alexander und Stefanie durften zuhause bleiben, das Jugendamt kümmerte sich um alle Angelegenheiten. Mir fielen tonnen von Steinen vom Herzen, ich konnte wieder atmen. Es war mir egal, was sie mit mir in der Zeit veranstalten, für mich war nur wichtig, daß Alexander und Stefanie zuhause sind.

Ich verbrachte die Zeit in meiner Zelle in der JVA HAmburg mit Warten, bis zum Dienstag, den 16. März 2004. An diesem morgen besuchten mich mein Mann und meine beiden Kinder, ich war überglücklich sie zu sehen.
Danach wurde ich noch einmal kurz in meine Zelle verbracht, kurze Zeit später ging der Schlüssel im Schloß, die Tür ging auf und ich ging auf Reisen……
Ich fuhr mit dem Schubbus nach Hannover. In der dortigen JVA wurde mir eine Zelle zugewiesen, die ich bis zum nächsten Morgen 5 Uhr (Mittwoch, 17.03.04) „bewohnte“. Dann ging es mit dem Schubbus nach Kassel. In der dortigen JVA „bewohnte“ ich meine Zelle bis zum nächsten Mittag (Donnerstag, 18.03.04). Von da aus ging es nach Frankfurt. Dort kam ich spät abends an und bekam „meine“ Zelle zugewiesen, die ich bis zum nächsten morgen (Freitag, 19.03.04)5 Uhr „bewohnte“. Von da ging es mit dem Schubbus über Aschaffenburg (dort hatte ich ein paar Stunden Pause) weiter nach Würzburg.
Somit traf ich „endlich“ am Freitag, 19.03.04 in der JVA Würzburg ein…….
Ich war ziemlich fertig von den Strapazen der letzten Tage und meine Gedanken waren immer nur zuhause. Ich wartete wieder und wieder und endlich war Montag (22.03.04) . Ich wurde von Polizeibeamten von der JVA Würzburg mit Handschellen im Polizeiauto zum Gericht verbracht. Dort traf ich meinen Anwalt und wir gingen gemeinsam zum Haftrichter. Es gab ein relativ kurzes „Verhör“ und der Haftrichter sagte, er entscheide am Mittwoch (24.03.04), ob ich weiterhin in U-Haft verbleibe, oder ob der Haftbefehl außer Vollzug gesetzt wird.
Also wurde ich wieder mit dem Polizeiauto in die JVA Würzburg verbracht und… wartete….
Der Haftrichter entschied, daß weiterhin die Gefahr der Flucht bestände und ich somit in der JVA Würzburg verbleiben soll. Mein Anwalt ging in Beschwerde, diese wurde vom Landgericht Würzburg aufgrund weiterhin bestehender Fluchtgefahr abgelehnt und mein Anwalt ging in die weitere Beschwerde. Ich verbrachte meinen Hochzeitstag, meinen Geburtstag und überhaupt die ganze Zeit in der JVA Würzburg…mit Warten…
Das OLG Bamberg entschied, daß der Haftbefehl außer Vollzug gesetzt wird, ich gegen Kaution in Höhe von Euro 5.000,– aus der Haft entlassen werde. Somit verließ ich die JVA Würzburg am Donnerstag, 22.04.2004 und fuhr nach 44 Tagen nach hause.
Jetzt konnten meine Kinder mich endlich wieder in den Arm nehmen, sie freuten sich riesig, daß ihre Mama nun endlich nicht mehr im Gefängnis bleiben muß und wieder zuhause ist. Jeden Mittwoch mußte ich bei der hiesigen Polizeiwache aufgrund meiner Meldeauflage vorstellig werden.

Am Donnerstag, 15. Juli 2004 hatte ich meine Verhandlung beim Amtsgericht Würzburg. Ich bekam eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Jetzt bin ich einschlägig vorbestraft und „Ex-Knacki“.
Meine Familie ist einfach nur froh, daß wir jetzt zusammen sein können, wieder legal sind.

Die Legalität hat sehr angenehme Seiten. Wir können uns alle wieder sehen, treffen und telefonieren. Alexander und Stefanie können nun endlich wieder zu ihrer Familie und zu Oma und Opa fahren, wann sie wollen. All die Sachen, auf die wir verzichten mußten
4 Jahre ! 2 Monate ! 17 Tage ! und 4 Stunden !

Die Familiensache ist leider noch immer nicht geklärt, sehr verworren und angespannt. Ich wünschte mir nichts mehr, als daß die Kinder endlich einmal zur Ruhe kommen, ihre normalen Rahmenbedingungen haben, ohne Ängste haben zu müssen, auf ihre Mama zu verzichten. Solange keine Klärung erfolgt ist alles weiterhin im Argen – Leider. Ich kann nur hoffen, daß der Wille von Alexander und Stefanie, den sie nun schon zum wiederholten Male geäußert haben und den sie voll und ganz vertreten, Berücksichtigung findet.

zuletzt bearbeitet: 05.08.2004